Sichere Anlaufstelle im Notfall

Frauennotruf Wetterau

Nidda (red). Mit großem Interesse besuchte CDU-Landtagskandidat Patrick Appel gemeinsam mit Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard und weiteren Vertretern der CDU Nidda kürzlich den Frauen-Notruf Wetterau, um die essenzielle Arbeit dieser Organisation kennenzulernen. Während seines Besuchs lernte der Kandidat die bewegende Historie des Frauen-Notrufs kennen und erhielt umfangreiche Einblicke in die zahlreichen Angebote.

Die Entwicklung des Frauen-Notrufs Wetterau ist eng mit dem Engagement vieler Frauen verbunden. Neben den ehrenamtlich tätigen Vorstandsfrauen besteht das aktuelle Team aus den festangestellten Mitarbeiterinnen Anne Hantschel, Tina Müller, Monika Scheddel-Pfaff, Jeanette Stragies, Jana Tittel und Julia-Katharina Wintermeyer. Anne Hantschel und Jeanette Stragies teilen sich seit diesem Jahr die Geschäftsführung und möchten die erfolgreiche Ausrichtung des Frauen-Notrufs fortsetzen. »Die #MeToo-Bewegung hat gezeigt, wie wichtig es ist, ein öffentliches Bewusstsein für die Strukturen von Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Trans-Personen in unserer Gesellschaft zu schaffen. Wir sehen einen Zusammenhang zwischen gestiegener Aufmerksamkeit und erhöhter Nachfrage nach unserem Beratungsangebot«, sagte Hantschel.

Fachberatungsstellen, wie der Frauen-Notruf, spielen eine zentrale Rolle in der Unterstützung von Frauen, Mädchen und Trans-Personen, die von Gewalt betroffen sind oder es waren. Nach dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie verzeichnete die Einrichtung einen zeitweisen Rückgang der Kontaktaufnahmen. Insgesamt steigt die Nachfrage von Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften jedoch. Diese Entwicklungen zeigten die unverzichtbare Bedeutung solcher Anlaufstellen für Betroffene. Jeanette Stragies betonte: »Wir haben zum Teil unsere Arbeitsstunden erhöht, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden. Zudem haben wir zwei Präventionsfachkräfte eingestellt, die zu geschlechtsspezifischer Gewalt an Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen fortbilden.« Vergangenes Jahr bearbeitete man insgesamt 312 Fälle, wobei die meisten Klientinnen mehrere Beratungstermine in Anspruch nahmen. Die zwei Beratungskräfte arbeiten in Teilzeit, und alle sechs Wochen findet eine Supervision statt, um die Qualität der Arbeit sicherzustellen.

Dabei engagiere man sich nicht nur in der Beratung, sondern biete in Kooperation mit anderen Einrichtungen auch spezielle Kurse wie die »Starke Suse«-Kurse für Frauen und Mädchen mit Handicap an. Diese werden durch die finanzielle Unterstützung des Wetteraukreises ermöglicht. Zudem spielen der Ausbau der genannten Präventionsangebote und die Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle.

Wichtiges Kriterium ist Erreichbarkeit

Ein zentrales Anliegen des Frauen-Notrufs ist die Zugänglichkeit für alle Betroffenen. Hierbei stellen aktuelle Raumprobleme eine herausfordernde Situation dar, weil die Beratungs- und Büroräume nicht barrierefrei zugänglich sind. Für das Team ist die Zentralität der Einrichtung in Nidda von großer Bedeutung, da sie durch die Bahnanbindung gut erreichbar ist.

Die enge Zusammenarbeit des Frauen-Notrufs mit anderen Institutionen spiegelt einen multiprofessionellen Ansatz wider. Beim Angebot der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung besteht etwa eine breite Kooperation, um Frauen, Männern und Jugendlichen nach sexualisierter Gewalt eine medizinische Versorgung zu ermöglichen. 2022 wurden im Wetteraukreis allein 19 Fälle von Vergewaltigung im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim medizinisch versorgt. Der Weg dorthin erfolgt entweder über die Polizei, wenn die Betroffenen Anzeige erstatten, oder sie wenden sich eigenständig an die Klinik. Dann erfolgt die Behandlung vertraulich. Bei der vertraulichen Behandlung lassen sich auch ohne sofortige Strafanzeige Beweise für später sichern. Die Aussage, dass es sich bei jeder Vergewaltigung um einen medizinischen Notfall handelt, unterstreicht die Dringlichkeit der Arbeit des Frauen-Notrufs.

»Der Frauen-Notruf Wetterau leistet wertvolle Arbeit, indem er Betroffenen eine sichere Anlaufstelle bietet und das Bewusstsein für diese wichtige Thematik schärft. Besonders ermutigend ist der große Anklang junger Menschen an Präventionsprojekten in Schulen«, erklärte Patrick Appel nach seinem Besuch in der Einrichtung.

Kreis-Anzeiger online, 30.08.2023