Schlafzimmerkulisse als Blickfang

Frauennotruf Wetterau

Aus der Tabu-Zone geholt: Der Frauen-Notruf Wetterau und der Soroptimist Club Bad Nauheim räumen während einer Aktion in Friedberg auf mit gängigen Vergewaltigungsmythen auf.
Was ist eine Vergewaltigung? An wen kann man sich nach einer Vergewaltigung wenden? Werden nur junge Frauen Opfer von Vergewaltigungen? Viele Menschen setzen sich nur ungern mit solchen Fragen auseinander. Dass das Thema aber alle angeht, machten der Frauen-Notruf Wetterau und der Soroptimist Club Bad Nauheim mit einer Aktion in Friedberg deutlich.
Sie informierten vier Stunden lang über das Thema Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt. Zudem veranschaulichten eine Plakatausstellung und ein Quiz gängige Vergewaltigungsmythen, mit denen sich im anschließenden Gespräch auseinandergesetzt wurde. So vermuteten einige Passantinnen und Passanten, dass vor allem junge, freizügig gekleidete Frauen vergewaltigt werden. Statistisch gesehen sind jedoch alle Frauen betroffen, unabhängig von Alter, Aussehen, sozialem Status oder einer vorliegenden Behinderung.

Jeanette Stragies vom Frauen-Notruf freute sich über das Interesse der Passantinnen und Passanten und erklärte: “Wir wollen ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit dafür schaffen, dass viele Vorstellungen über Vergewaltigungen falsch sind. Die meisten Taten geschehen in den eigenen vier Wänden durch den Frauen bereits bekannte Personen.” Georgette Storbeck vom Soroptimist Club ergänzte: “Es ist uns wichtig, über die Hilfssysteme zu informieren, sei es Beratung und psychosoziale Unterstützung durch den Frauen-Notruf oder medizinische Sofortversorgung durch das Hochwaldkrankenhaus. Die Betroffenen brauchen eine angemessene Versorgung nach einem solchen Vorfall.”

Zum Gelingen der Aktion trug auch die perfekt hergerichtete Schlafzimmerkulisse bei, die viele neugierige Blicke auf sich zog und einigen die Frage entlockte, ob das Bett zu verkaufen sei. Die Möbel wurden vom Friedberger Bettenhaus Decher bereitgestellt und aufgebaut. Das Ehepaar Decher musste nicht lange überlegen, ob es die Aktion unterstützt. “Wir stehen hinter dem Anliegen, über das Thema Vergewaltigung aufzuklären. Ich bin froh, dass wir als lokal verwurzelter Familienbetrieb die Aktion unterstützen können”, sagte Klaudia Decher.

Kreis-Anzeiger, 19.09.2021