Plakatkampagne zu Hilfsangeboten nach sexualisierter Gewalt

Frauennotruf Wetterau

Wetteraukreis (red). Betroffene über Hilfsangebote informieren und die Öffentlichkeit zum Nachdenken anregen – das sind die Ziele der Kampagne »Es war eine Vergewaltigung«. Auf zwei markanten Plakaten machen die Herausgeberinnen deutlich, dass es keine Rechtfertigung für sexualisierte Gewalt gibt und die Schuld ausschließlich bei den Tätern liegt – nicht bei den Betroffenen.

Im geschützten Raum mit QR-Code

Seit Mitte Dezember hängen in 30 Lokalen in der Wetterau die Plakate im Damen-Sanitärbereich. »Wir haben uns im ersten Schritt für diese Plattform entschieden, da es ein geschützter Raum ist. So können die Frauen die Texte lesen und den QR-Code scannen, ohne sich für ihr Interesse an diesem Thema rechtfertigen zu müssen«, erklärt Judith Pollesch, Opferschutzkoordinatorin der Polizeidirektion Wetterau. Sie ist Teil einer Arbeitsgruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Angebot der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung bekannt zu machen und über Vergewaltigungsmythen aufzuklären.

»Vergewaltigungsmythen sind falsche und auch gefährliche Vorstellungen über Vergewaltigungen, die in der Gesellschaft leider weit verbreitet sind. Gefährlich deshalb, weil sie Täter entlasten und Betroffenen eine Mitschuld zuweisen. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass Betroffene schweigen und Täter nicht oder nur sehr mild bestraft werden«, führt Claudia Taphorn vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises aus. Christa Mansky vom Frauen-Notruf Wetterau ergänzt, dass sich das öffentliche Bewusstsein über geschlechtsspezifische Gewalt zwar zum Positiven geändert hat, aber Mädchen und Frauen häufig noch immer nicht geglaubt wird und Übergriffe verharmlost werden.

Die Plakate sollen zudem in öffentlichen Einrichtungen aufgehängt werden. Das ist Patricia Mayer, ehemalige Frauenbeauftragte der Stadt Bad Nauheim, wichtig. Sie betont: »Das Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim ist die einzige Anlaufstelle im Kreis für das Angebot der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung.« Die Plakate verweisen zusätzlich auf den Frauen-Notruf Wetterau. Dort erhalten Frauen, Mädchen und Trans vertraulich psychosoziale Beratung und Unterstützung nach Gewalterfahrungen.

Erfahrungen aus Beratungsarbeit

Die Plakatkampagne wurde mit finanzieller Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration realisiert. »Wir freuen uns, dass die Kampagne noch im Dezember starten konnte. Auch wenn die Weihnachtszeit für die meisten Menschen eine friedliche Zeit ist, müssen wir leider aus Erfahrung sagen, dass die Hilfsangebote auch rund um Weihnachten genutzt werden«, ergänzt Anne Hantschel vom Frauen-Notruf die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit.

Interessierte Personen oder Einrichtungen, die die Plakate aufhängen möchten, erhalten beim Frauen-Notruf Wetterau nähere Informationen. Die Mitarbeiterinnen sind per E-Mail an info@frauennotruf- wetterau.de sowie unter der Telefonnummer 06043/4471 erreichbar.

Auf dem Foto von rechts: Claudia Taphorn, Patricia Mayer, Anne Hantschel, Judith Pollesch und Christa Mansky.

Wetterauer Zeitung, 15.01.2024