Neun Frauen nach Vergewaltigung 2021 behandelt

Frauennotruf Wetterau

Notruf-Bilanz – Neun Frauen nach Vergewaltigung 2021 behandelt

Wetteraukreis (pm). »Eine Vergewaltigung ist immer ein Notfall, sowohl für die psychische Gesundheit der Betroffenen, als auch für die körperliche Gesundheit. Viele Betroffene lassen sich jedoch nicht medizinisch versorgen, aus Scham oder Angst, dass über ihren Kopf hinweg Anzeige erstattet oder die Familie informiert wird. Die medizinische Erstversorgung ist jedoch sehr wichtig«, betont Christa Mansky vom Frauen-Notruf Wetterau.

»Es besteht die Gefahr von Verletzungen oder einer Schwangerschaft. Zudem sollte abgeklärt werden, ob sexuell übertragbare Krankheiten vorliegen.« Der Frauen-Notruf koordiniert im Wetteraukreis seit 2015 das Projekt der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung und bietet Betroffenen psychosoziale Unterstützung und Beratung an. Im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim können sich Frauen und Männer (auch Minderjährige) medizinisch versorgen und auf Wunsch die Spuren gerichtsfest sichern lassen.

Die Spuren werden anonymisiert für ein Jahr aufbewahrt, sodass sich die Betroffenen nicht sofort für oder gegen eine Strafanzeige entscheiden müssen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte unterliegen der Schweigepflicht, das heißt, die Polizei wird nicht ohne Einverständnis der Betroffenen informiert.

Bis Anfang Dezember versorgte das Hochwaldkrankenhaus neun Frauen im vergangenen Jahr. Die Betroffenen waren zwischen 15 und 41 Jahren alt, sieben von ihnen entschieden sich für eine Spurensicherung. Bei der Spurensicherung spielt die Zeit eine sehr wichtige Rolle, da die Spuren zum Teil nur wenige Tage nachweisbar sind. Daher sollten sich Betroffene, so schwer es auch fallen mag, zeitnah an das Krankenhaus wenden und auf eine Dusche oder einen Kleidungswechsel möglichst verzichten.

In den meisten Fällen kannten die Frauen den Täter bereits im Vorfeld, und die Vergewaltigung fand überwiegend im privaten Umfeld und nicht im öffentlichen Raum statt. »Die Zahlen belegen, was in der Wissenschaft und Praxis seit Jahren bekannt ist: Die Vorstellung vom dunklen Park oder der Unterführung als gefährlichster Ort für eine Frau ist ein Mythos«, erklärt Mansky.

Weitere Informationen sowie alle Kliniken, die an dem Programm teilnehmen, findet man unter https://www.sofort hilfe-nach-vergewaltigung.de/.

Wetterauer Zeitung online, am 05.01.2022 veröffentlicht