Informationskampagne zu Hilfen nach sexualisierter Gewalt - Unterstützer und Unterstützerinnen gesucht

Frauennotruf Wetterau

Schwierige Themen finden oft nur mühsam den Weg in die Öffentlichkeit, dazu gehört zweifellos auch das Thema “Vergewaltigung”. Seit 2021 engagiert sich jedoch eine Arbeitsgruppe im Wetteraukreis aktiv darin, regelmäßig über Hilfen nach einer Vergewaltigung zu informieren.

Konkret handelt es sich dabei um das Angebot der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung, auf das aufmerksam gemacht werden soll. Dieses Angebot ermöglicht Frauen, Männern und auch Jugendlichen eine vertrauliche medizinische Versorgung nach sexualisierter Gewalt (zum Beispiel auch bei einer versuchten Vergewaltigung) ohne dass automatisch die Polizei informiert wird. Die Versorgung erfolgt im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim. Die Betroffenen können zudem Spuren sichern lassen, die anonymisiert für ein Jahr in der Rechtsmedizin in Gießen aufbewahrt und im Fall einer Strafanzeige ausgewertet werden. Zudem bietet der Frauen-Notruf Wetterau e. V. psychosoziale Beratung für betroffene Frauen, Mädchen und Trans ab 16 Jahren an.

Dieses wichtige Angebot ist jedoch vielen nicht bekannt. In 2023 haben sich zwei Frauen selbstständig an das Hochwaldkrankenhaus gewandt, um das Angebot in Anspruch zu nehmen. In 2022 waren es fünf Frauen. Die Mehrheit der Betroffenen wird über die Polizei an das Krankenhaus weitergeleitet (9 Frauen in 2023, 14 Frauen in 2022), wenn diese nach der Tat Anzeige erstatten. Die Anzahl Betroffener von sexualisierter Gewalt, die sich keine medizinische Hilfe holen, dürfte weitaus höher liegen. Dies deckt sich mit den Erfahrungen des Frauen-Notrufs Wetterau e. V.. In der Beratung sind immer wieder Klientinnen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, sich aber aus Angst, Scham oder Unwissen nicht medizinisch versorgen lassen.

Genau dort setzt die neue Informations- und Sensibilisierungskampagne an. Auf Plakaten werden Vorurteile aufgegriffen, mit denen Betroffene immer noch konfrontiert werden und die ihnen das Gefühl geben, mitverantwortlich zu sein oder übertrieben zu reagieren. Oft sind es Bemerkungen über die getragene Kleidung oder ihr Verhalten. Dem wird mit einem klaren Statement entgegengetreten – „Es war eine Vergewaltigung“. Auf bauzaungroßen Bannern wird zudem das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper hervorgehoben, dass durch Übergriffe verletzt wird („Über Deinen Körper bestimmst nur Du!“).

Einige Plakate und Banner hängen schon in der Wetterau. Die Arbeitsgruppe hofft jedoch, dass sich noch viel mehr Gemeinden und Städte, aber auch Vereine, Firmen und Gastronomie an der Kampagne beteiligen werden. Die Banner (230×160 cm) und Plakate (DIN A4-Format) können kostenlos beim Frauen-Notruf Wetterau e. V. bestellt werden: per E-Mail an info@frauennotruf-wetterau.de oder telefonisch unter 06043 4471.

Hinter der Kampagne stehen der Frauen-Notruf Wetterau e. V., der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, die Opferschutzkoordinatorin der Polizei Wetterau und die externe Frauenbeauftragte der Stadt Bad Nauheim. Die Kampagne wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales und den Wetteraukreis.

Pressemitteilung vom 22.04.2024