In 17 Fällen Tatspuren gesichert

Frauennotruf Wetterau

Wetteraukreis (red). 2022 haben 19 Frauen die medizinische Erstversorgung nach einem sexuellen Übergriff im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim in Anspruch genommen, davon 17 mit Spurensicherung. Das teilt der Frauen-Notruf Wetterau mit.

Fünf der Frauen hätten sich selbstständig an das Krankenhaus gewandt, berichtet der Frauen-Notruf in einer Pressemitteilung. In einem solchen Fall werde die Polizei nur auf ausdrücklichen Wunsch der Frau informiert, um Ermittlungen gegen den oder die Täter aufzunehmen.

Die Behandlung und Spurensicherung erfolgten vertraulich, das heißt, die Ärztinnen und Ärzte hätten Schweigepflicht und handelten nicht ohne Absprache mit der Frau. »Dieses Vorgehen soll sicherstellen, dass keine Betroffene aus Angst vor einer ungewollten Strafermittlung auf eine medizinische Versorgung und Beratung verzichtet. Auch betroffene Männer können dieses Angebot wahrnehmen«, erklärt der Frauen-Notruf.

Anonymisierte Aufbewahrung

Neben der Versorgung von Verletzungen und dem Abklären einer möglichen Schwangerschaft oder sexuell übertragbarer Krankheiten könnten auf Wunsch der Betroffenen auch Tatspuren gerichtsfest gesichert werden. Sie würden anonymisiert für ein Jahr in der Rechtsmedizin in Gießen aufbewahrt. Dadurch blieben die Spuren, die für ein späteres Gerichtsverfahren entscheidend sein könnten, erhalten, auch wenn sich die oder der Betroffene vorerst gegen eine Strafanzeige entscheide. »Das gibt ihnen Zeit, das Für und Wider einer Strafanzeige abzuwägen, sich beraten zu lassen und sich zuerst um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Wenden sich Frauen nach der Tat direkt an die Polizei, werden sie zur Spurensicherung ins Hochwaldkrankenhaus gebracht«, erläutert der Frauen-Notruf.

Bei einer Vergewaltigung handele es sich um einen Verstoß gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht der Frau. Die Polizei behandele die Tat als ein Offizialdelikt, bei dem sie in jedem Fall Strafermittlungen aufnehmen müsse. Die Anzeige könne nicht mehr zurückgezogen werden. Über den Kontakt zur Polizei seien im vergangenen Jahr 14 Frauen im Hochwaldkrankenhaus untersucht worden.

Die Statistik des Hochwaldkrankenhauses zeigt nach Angaben des Frauen-Notrufes, dass in den meisten Fällen der Übergriff unter Gewalteinwirkung erzwungen wurde.
Größte Gefahr im Umfeld

Zudem hätten die meisten Frauen den Täter bereits vor der Tat gekannt (14 der 19 Frauen). Wie eng die Bekanntschaft war, werde nicht erfasst. »Dennoch zeigen die Zahlen, dass die größte Gefahr für Frauen nicht von Fremdtätern ausgeht, sondern im persönlichen Umfeld liegt. Auch das Vorurteil, dass vor allem junge Frauen betroffen sind, lässt sich nicht bestätigen. Die Altersspanne reicht von unter 18 bis über 50 Jahren«, berichtet der Frauen-Notruf.

red. Kreisanzeiger, 08.02.2023