Hinschauen, handeln, helfen - Frauen-Notruf Wetterau e.V. legt Jahresbericht 2024 vor

Frauennotruf Wetterau

„Wir sehen genau hin, was es für einen besseren Gewaltschutz braucht und setzen uns dann zielgerichtet für Veränderungen ein“, fasst Jeanette Stragies vom Frauen-Notruf Wetterau e.V. bisher Erreichtes und neu gesteckte Ziele des Vereins zusammen. Der kürzlich veröffentlichte Jahresbericht 2024 vermittelt in dieser Hinsicht einen ausführlichen Einblick in alte sowie neue Arbeitsbereiche.

Der Kernbereich des Vereins ist die Beratung und Unterstützung von Frauen, Mädchen und Transpersonen, die Gewalt erfahren haben oder davon bedroht sind. Im vergangenen Jahr wandten sich 328 Frauen und 13 Männer an die Fachberatungsstelle in Nidda. Darunter waren auch Angehörige von Betroffenen und Fachkräfte, die das vertrauliche Angebot nutzten, um sich Rat zu holen. Fast die Hälfte aller Beratungen drehte sich um Häusliche Gewalt durch (Ex-) Partner oder Familienangehörige. „Häusliche Gewalt ist weit verbreitet. In unserem Jahresbericht betonen wir die gravierenden Folgen für die Betroffenen. Wir stellen aber auch die Auswirkungen auf mitbetroffene Kinder sowie auf uns als Gesellschaft in den Fokus, da das oft vernachlässigt wird“, erklärt Jana Tittel, die seit drei Jahren als Beraterin beim Frauen-Notruf arbeitet.

Oft bleibt es nicht bei körperlicher oder psychischer Gewalt gegen die Partnerin, so die Beraterinnen. In vielen Fällen sei Häusliche Gewalt auch mit sexualisierter Gewalt verbunden – ein Bereich, in dem die Fallzahlen in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Der Frauen-Notruf ist im gesamten Wetteraukreis die einzige spezialisierte Anlaufstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt ab 16 Jahren. Zugleich ist er Koordinationsstelle für das Angebot der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung. Dieses Angebot ermöglicht Betroffenen (Frauen wie Männern) eine vertrauliche medizinische Versorgung im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim und auf Wunsch die Sicherung von Spuren der Tat, ohne dass die Polizei hinzugezogen wird. Im Gesamten nutzten 19 Personen, darunter 5 Minderjährige und ein Mann, das Angebot im vergangenen Jahr.

Im aktuellen Jahresbericht hebt der Frauen-Notruf Wetterau auch die kontinuierlich ausgebaute Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit hervor. Neben der individuellen Beratung hat sich dieser Arbeitsbereich in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil der Angebote entwickelt und wird stark nachgefragt. Die Präventionsarbeit richtet sich gezielt an Kinder, Jugendliche, Eltern sowie Fachkräfte und umfasst mittlerweile zahlreiche Workshops, die an Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen durchgeführt werden. Auch im Jahr 2024 wurden auf Anfrage neue Formate konzipiert, etwa zu „Sexualisierter Belästigung am Arbeitsplatz“ für Auszubildende und zum Thema „Häusliche Gewalt“ für Menschen mit Beeinträchtigung. Laut Mitarbeiterinnen sei der Bedarf noch lange nicht gedeckt, weder an Themen noch von Einrichtungen, die Workshops oder Vorträge anfragen.

Mit der Gründung von „pepper“ in 2024 als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche bei Häuslicher Gewalt hat der Frauen-Notruf eine weitere Weiche für die Zukunft gestellt. Die Beratungsstelle befinde sich derzeit im Aufbau und sei eine Herzensangelegenheit für die Mitarbeiterinnen. „Wir möchten einen vertraulichen Raum schaffen, in dem betroffene Kinder und Jugendliche über das Erlebte sprechen können. Je nach Alter unterstützen wir sie dabei, ihre Gefühle einzuordnen, sich selbst zu stärken und ein Gefühl von Sicherheit in ihrem Lebensumfeld zurück zu gewinnen“, führt Jana Tittel dazu aus.
Der Jahresbericht ist auf der Homepage www.frauennotruf-wetterau.de als PDF frei zugänglich. Auf Anfrage kann er auch per Post zugeschickt werden. Die Mitarbeiterinnen sind zu folgenden Zeiten persönlich in der Beratungsstelle und telefonisch unter 06043 4471 erreichbar: montags bis freitags von 09 bis 13 Uhr, mittwochs von 15 bis 19 Uhr. Die Adresse lautet Hinter dem Brauhaus 9 in 63667 Nidda. Kontaktaufnahme per E-Mail an info@frauennotruf-wetterau.de oder über die Online-Beratung unter www.frauennotruf-wetterau.de/de/online-beratung ist ebenso möglich.