Frauen-Notruf Wetterau: Fallzahlen steigen weiter

Frauennotruf Wetterau

Seit dem Ende des ersten Lockdowns 2020 sind die Fallzahlen beim Frauen-Notruf deutlich angestiegen. Die Zahl der Fälle hat bereits jetzt zur Jahresmitte die Gesamtzahl des vergangenen Jahres erreicht.

Seit dem Ende des ersten Lockdowns 2020 sind die Fallzahlen beim Frauen-Notruf deutlich angestiegen. Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht.
Die Ruhe während des ersten Lockdowns 2020 habe sich als trügerisch erwiesen, erklärt das Team. Seit den Lockerungen im vergangenen Sommer stiegen die Beratungsanfragen beim Frauen-Notruf Wetterau deutlich an. In manchen Wochen kämen täglich neue Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen, die eine vertrauensvolle Beratung suchen. “Wir bemühen uns, so zeitnah wie möglich einen Termin zu vereinbaren. Lange Wartezeiten gibt es zum Glück nicht. Dafür bleiben leider andere wichtige Projekte liegen, wie zum Beispiel Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit”, sagt die Leiterin des Frauen-Notrufs, Christa Mansky. Der Frauen-Notruf habe bereits jetzt zur Jahresmitte die Fallzahlen erreicht, die im vergangenen Jahr insgesamt zusammengekommen seien. Auch die gute Zusammenarbeit mit der Polizeistation Büdingen führe zu mehr Beratungen. Bei Einsätzen zu häuslicher Gewalt informiere die Polizei die betroffenen Frauen über Beratungsangebote im Wetteraukreis. Die Frau könne einer Weitergabe ihrer Daten an die Beratungsstellen zustimmen, sodass die Beraterinnen Kontakt mit der Frau aufnehmen. “Dadurch wird eine wichtige Hemmschwelle abgebaut. Die Frauen haben in der Situation oft nicht den Kopf frei, um sich um Telefonnummern und Adressen zu kümmern”, sagt Beraterin Jeanette Stragies. “Wir melden uns am selben Tag oder am Tag darauf und erklären unser Beratungsangebot. Je länger die Gewalttat zurückliegt, desto eher verdrängen die Frauen die Schwere der Tat und lehnen eine Beratung ab. Das wollen wir natürlich verhindern.” Neben der steigenden Zahl von Fällen stellen die Beraterinnen auch mehr Fälle von schwerer körperlicher Gewalt und mit erhöhtem Arbeitsaufwand fest. Beim Frauen-Notruf in Nidda arbeiten zwei Beraterinnen, die neben der Beratungsarbeit auch in zahlreichen Gremien und Arbeitsgruppen mitwirken, um die Themen Gewaltschutz und -prävention im Wetteraukreis voranzubringen. “Die Personalsituation macht es uns unmöglich, allen Arbeitsfeldern gerecht zu werden. Die Beratungsarbeit hat Vorrang, aber um langfristig weniger Fälle von körperlicher, sexualisierter oder seelischer Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu haben, müssten wir personell deutlich besser aufgestellt sein”, sagt Mansky. Dafür wäre eine bessere finanzielle Ausstattung durch das Land Hessen und den Wetteraukreis notwendig.
Der Frauen-Notruf Wetterau ist unter der Rufnummer 06043/4471 und per E-Mail: info@frauennotruf-wetterau.de erreichbar.
Auf www.frauennotruf-wetterau.de gibt es eine Online-Beratung.

Kreis-Anzeiger, 26.07.2021