Schnell handeln nach der Tat
Frauennotruf WetterauBad Nauheim, 04.12.2023 (pm). Vor 10 Jahren wurde das wichtige Angebot der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“ vom Frauennotruf Frankfurt ins Leben gerufen. Was 2013 als Modellprojekt begann, erstreckt sich mittlerweile auf 36 Krankenhäuser bundesweit. Das Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim ist seit 2015 Teil der Initiative.
Zum Ausdruck ihrer Dankbarkeit überreichten die Mitarbeiterinnen des Frauen-Notrufs Wetterau e.V. und ihre Kooperationspartnerinnen vom Wetteraukreis, der Polizei und der Stadt Bad Nauheim dem Team der Gynäkologie des Gesundheitszentrums Wetterau am Hochwaldkrankenhaus eine Jubiläumstorte, um dessen herausragendes Engagement zu würdigen.
Einleitend bedankte sich Herr Bürgermeister Kreß bei allen Beteiligten und hob die Wichtigkeit der medizinischen Soforthilfe hervor. „Ich bin stolz darauf, dass das Hochwaldkrankenhaus sich einer so bedeutungsvollen Arbeit zusätzlich zu deren generellen hohen Belastung annimmt.“
Christa Mansky von der Beratungsstelle Frauen-Notruf Wetterau e.V. erläuterte den Grundgedanken der Initiative und betonte: “Nach einer Vergewaltigung brauchen Betroffene neben der psychischen Unterstützung einen schnellen und unbürokratischen Zugang zur medizinischen Versorgung – ohne dass dabei eine Anzeige bei der Polizei erfolgen muss. Dies gewährleistet das Angebot der medizinischen Soforthilfe.”
In einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit weiteren Unterstützerinnen setzte sich der Frauen-Notruf Wetterau dafür ein, die medizinische Soforthilfe auch am Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim einzurichten. Seit 2015 erhalten betroffene Frauen, Männer und Jugendliche neben der medizinischen Versorgung optional auch eine Spurensicherung, unabhängig von einer polizeilichen Anzeige. Die Befunde werden für ein Jahr bei der Gerichtsmedizin in Gießen geschützt aufbewahrt, sodass genügend Zeit bleibt eine Anzeige zu erwägen.
Der Frauen-Notruf organisiert die speziellen Spurensicherungs-Kits, sowie regelmäßige Schulungen für Ärzte und medizinisches Personal und gewährleistet so einen professionellen Umgang mit den sensiblen Situationen. Torsten Werner, Leiter der Kriminalpolizei im Wetteraukreis, betont: "Die frühzeitige und professionelle Spurensicherung im Krankenhaus ist die entscheidende Maßnahme, um in einem späteren Ermittlungsverfahren die Täter noch beweissicher überführen zu können und daher auch ein wesentlicher Beitrag, für die Durchsetzung der Ansprüche betroffener Frauen.“
Seine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Kirsten Schäfer war von Beginn an dabei und erinnerte sich an den Start des Projekts: “In meiner damaligen Position als Opferschutzkoordinatorin war ich sofort dabei, um dieses Angebot hier aufzubauen.“ Dies gilt auch für das Gesundheitszentrum Wetterau, wie Julia Häberle Assistenzärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Hochwaldkrankenhaus, ergänzt. „Als der Frauen-Notruf Wetterau auf uns zukam und die Inhalte und Ziele des Angebots darlegte, haben wir sofort und mit Überzeugung den Auftrag angenommen.” Seitdem hat sich eine enge und professionelle Zusammenarbeit entwickelt.
Die Öffentlichkeitsarbeit wird seit ein paar Jahren vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration finanziell unterstützt, um das Angebot bekannt zu machen. Dazu kommt seit diesem Jahr eine Förderung durch den Wetteraukreis, die auch Öffentlichkeitsarbeit sowie Materialkosten und Personalkosten für die Koordinierungsstelle abdeckt.
Christa Mansky vom Frauen-Notruf Wetterau e.V. freut sich über die aktuelle Unterstützung: “Wir sind froh, dass der Wetteraukreis seit diesem Jahr das Angebot mit 25.000 € jährlich fördert. Damit steht das Angebot endlich auf sicheren Füßen.”
Die Arbeitsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit erhält zusätzliche organisatorische Unterstützung vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, Judith Pollesch, Opferschutzkoordinatorin der Polizei und der Frauenbeauftragten der Stadt Bad Nauheim, Patricia Mayer. Um die Öffentlichkeit weiterhin auf das Angebot aufmerksam zu machen, werben die Unterstützerinnen regelmäßig mit Plakaten und Bannern. Claudia Taphorn vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit betont die Wichtigkeit: “Es ist wichtig, dass wir immer wieder zeigen, dass es dieses Angebot gibt. Im Notfall sollte jede betroffene Person wissen, wohin sie sich wenden kann.”
Betroffene finden unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de einen Handlungsleitfaden sowie die Adressen und Telefonnummern der Kliniken, die dem Versorgungsverbund angeschlossen sind. Die Seite erklärt auch die Unterschiede zwischen einer Untersuchung ohne und mit vertraulicher Spurensicherung. Weitere Auskünfte erteilt die Beratungsstelle Frauen-Notruf Wetterau e. V. (Homepage:www.frauennotruf-wetterau.de, E-Mail: info@frauennotruf-wetterau.de, Telefon: 06043 4471).