Presse-Berichte vom Projekt “Gemeinsam gegen Gewalt”

Gewaltschutz inklusiv gedacht

Wetteraukreis (pm). Für Menschen mit Behinderung ist das Risiko, Gewalt zu erleben, deutlich höher als für den Durchschnitt der Bevölkerung. Im Wetteraukreis erarbeitet eine inklusive Arbeitsgruppe aktuell eine Broschüre zum Gewaltschutz.

Noch eine letzte Interviewfrage und ein gemeinsames Foto, dann ist es geschafft. Marianne Arndt vom Wetterauer Büro für Leichte Sprache und fünf Mitarbeitende der Werkstätten der Behindertenhilfe Wetteraukreis sind ganz schön herumgekommen in den vergangenen Monaten. Sie waren auf der Polizei Friedberg, bei Pro Familia, Wildwasser Wetterau und beim Frauen-Notruf zu Gast, um ihre Gespräche für die Broschüre zu führen. Dabei wurden sie von der Fotografin Annika Wolfraum begleitet.

Leicht verständlich und anschaulich soll sie werden, das ist den Mitarbeitenden der Arbeitsgruppe wichtig. »Viele Menschen haben keine Vorstellung davon, was sie in einer Beratungsstelle oder auf der Polizeistation erwartet. Mit den Texten und Fotos geben wir einen Einblick, wie es in den Räumlichkeiten aussieht und welche Unterstützung Betroffene dort erhalten«, erläutert Birgit Ahrens von der Lebenshilfe Wetterau. Ziel sei es, über Hilfeeinrichtungen zu informieren und deutlich zu machen, dass dort auch Menschen mit Behinderung willkommen sind und Hilfe nach Gewalterfahrungen erhalten.

Im Vordergrund bei den Interviewfragen standen die Belange der Mitarbeitenden mit Behinderung. Ihre Perspektive ist der zentrale Blickwinkel in der Broschüre. Da kommt es auch vor, dass in einer Beratungsstelle ganz unverblümt gefragt wird, ob die Beratung denn überhaupt etwas nützt und ob man mehrmals kommen darf. Laut Nico Spieler von Pro Familia Friedberg richtet sich die Broschüre nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer. Jene mit Diskriminierungserfahrung seien überdurchschnittlich oft von Gewalt betroffen und benötigen Infos über Hilfsmöglichkeiten.

Neben den Texten zu Wetterauer Einrichtungen, informiert die Broschüre in Leichter Sprache über die verschiedenen Formen von Gewalt, Selbstbehauptung und über Gewaltschutz in Werkstätten und betreutem Wohnen. Die Erstellung und der Druck der Broschüre werden über Aktion Mensch finanziell gefördert.

Bereits Ende 2020 entstand die Idee zur Broschüre über Gewaltschutz. Christa Mansky vom Frauen-Notruf und Miriam Vermeil von Wildwasser erinnern sich, dass es anfangs nicht leicht war, eine gemeinsame Vorgehensweise und das richtige Arbeitstempo zu finden. Durch die Arbeit sei die Gruppe eng zusammengewachsen und alle seien stolz, dass trotz Pandemie und Lockdowns die Broschüre kurz vor der Fertigstellung steht. Bis Ende des Jahres soll sie in gedruckter Form vorliegen.

Wetterauer Zeitung, 14.12.2022