Gewalt gegen Frauen verhindern, bevor sie passiert

Frauennotruf Wetterau

Mit dem Frauen-Notruf verbinden viele Menschen Hilfe für Frauen in akuten Gefahrensituationen oder auch eine Telefon-Hotline für gewaltbetroffene Frauen. Dabei ist der Frauen-Notruf Wetterau e. V. viel breiter aufgestellt: Die Fachberatungsstelle in Nidda bietet Frauen, Mädchen und Trans ab 16 Jahren nicht nur telefonische, sondern auch persönliche, Online- und Video-Beratung an, wenn sie geschlechtsspezifische Gewalt erleben oder erlebt haben. Aber auch Angehörige, Unterstützer*innen und Fachkräfte wenden sich mit ihren Fragen und Problemen an die Beraterinnen.

Seit diesem Jahr baut der Frauen-Notruf Wetterau ein weiteres Arbeitsfeld aus: die Gewaltprävention. Jeanette Stragies ist seit zehn Jahren in der Beratung tätig, sie erklärt: „Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Unterstützung und Beratung gewaltbetroffener Frauen. Aber uns wäre es natürlich lieber, wenn diese Gewalt gar nicht erst entstehen würde.“ Ihr und ihren Kolleginnen sei es ein großes Anliegen, die Präventionsarbeit im Wetteraukreis auszubauen und langfristig zu verankern.
Bisher konnte der Verein nur punktuell Workshops oder Fortbildungen an Schulen oder Einrichtungen anbieten, je nach Auslastung der Mitarbeiterinnen. Für die Ausarbeitung und das Angebot eines flächendeckenden Präventionskonzepts fehlten die personellen und finanziellen Ressourcen. Dank Fördergelder des Wetteraukreises und Spendengelder kann das Präventionsangebot nun grundlegend erweitert werden.

Zwei Präventionsfachkräfte sind nun Teil des Teams. „Um im gesamten Kreis verschiedene Themen und Zielgruppen abdecken zu können, kooperieren wir mit Fachstellen des Wetteraukreises und anderen Fachberatungsstellen“, erläutert Julia-Katharina Wintermeyer die Arbeitsstruktur ihrer neuen Stelle. Momentan steht die Konzepterarbeitung im Vordergrund, aber auf die praktische Arbeit an Schulen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen freuen sie und ihre Kollegin, Monika Scheddel-Pfaff, sich schon jetzt.
Themen gebe es viele, die für die Präventionsarbeit wichtig sind. „In der Arbeitsgemeinschaft ‚Jugend‘ des Kreispräventionsrates Wetterau haben wir uns im ersten Schritt auf das Thema Sexualität und Medien verständigt. Dazu wird es eine Fortbildungsreihe geben, die sich auch mit digitaler Gewalt beschäftigt.“ Ihr selbst liegt auch das Thema Häusliche Gewalt sehr am Herzen, da die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, die Gewalt zwischen den Eltern miterleben, oft unterschätzt werden.

Ihre Motivation für diese Stelle fasst Monika Scheddel-Pfaff so zusammen: „Ich möchte Jugendliche neben der Wissensvermittlung vor allem darin bestärken, selbstbestimmt herauszufinden, was ihnen gefällt, aber auch selbstbewusst ‚Nein‘ zu sagen und sich Hilfe zu holen. Und es ist mir ganz wichtig zu vermitteln, dass sie niemals schuld sind, wenn sich eine Person übergriffig verhält.“ Die Verantwortung darf nicht auf den Schultern der Kinder und Jugendlichen liegen, daher richten sich viele Konzepte auch an pädagogische Fachkräfte und Eltern. Beide Frauen hoffen, dass die Angebote gut angenommen werden und dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt geschützt werden.

Pressemitteilung vom 20.07.2022